Mittwoch, Dezember 23, 2009

Schice Zitronenbaum

Liebe Leute,

vor Jahren schon meldete ich mich hier an, dachte dass ich eventuell mal was zu sagen hätte – in einem eigenen Blog. Nein, bisher fiel mir nix ein. Bin auch nicht besonders eitel. Ok, es mag eines meiner liebevoll gepflegten Vorurteile sein, dass Blogger in erster Linie ihr Ego polieren – unter dem Deckmantel des Ich-will-die-Welt-über-meine-Sicht-der-Dinge-unterrichten-Ethos. Okay, okay, entschuldigt liebe Blogger, und überhaupt: Sind wir nicht alle ein bisschen …

Vorab sei klargestellt: Was ich hier runterschreibe, ist absolut subjektiv, entbehrt herkömmlicher Vernunft, soll, kann nur böse, zuweilen echt niederträchtig, unterirdisch (es gibt noch jede Menge weitere Eigenschaftswörter dafür) sein. Es hat einzig und allein den Zweck, mir beim Aggressionsabbau zu helfen und somit die Kosten für meine Krankenkasse, also letztendlich für die Gesellschaft in Grenzen zu halten. Egoistisch und gesellschaftsdienlich. Prima, oder? *hmpf*

Mein erster Blogeintrag handelt von einem Lied, das ich hassen lernte. Hass. Gewöhnlich bemühe ich das Wort Hass nicht – im Zusammenhang mit diesem Lied ist es aber unerlässlich. Das Lied kam 1995 auf den Markt, eroberte aus unerklärlichen Gründen die Welt und hat sich in die Playlisten beinahe aller Radiosender, die mir zu Ohren kommen, hineingefressen. Immer und immer wieder begegnet mir das schice Lied: beim Duschen, beim Zähneputzen, im Auto. Bei den ersten Tönen suche ich angeekelt den Ausschalter des Radiogerätes – es kann nicht schnell genug gehen!

Um den Beweis zu führen, muss dieses beschissene Lied natürlich auch vorführen. Bitte! Auf eigene Gefahr:



Als das abgrundtief schlechte Lied herauskam, hatte ich mich schon gewundert, wie eine solche Kinderkacke es ins Radio schaffen kann. Okay, passiert mal, geht wieder vorbei. Aber nein: Selbst auf einem Australien-Urlaub weckte mich dieses bescheuerte Stück Schice. Wir übernachteten in einem Bed&Breakfast 100 Kilometer südlich von Sydney. Die Gastgeber gingen auf die 70 zu und hatten die Radiowecker auf einen Hausfrauensender eingestellt – vergleichbar mit SDR1 „Sie wünschen, wir spielen“, das meine Mutter früher hörte. Auf dieser Frequenz war das verfluchte Lied eigentlich prima aufgehoben, und sollte mich – so meine Prognose – eigentlich nicht mehr belästigen.

Weit gefehlt: Bis heute stellt mir diese unsäglich naive Melodie mit dem unbeschreiblich bescheuerten Text nach:

Ich sitze hier in einem langweiligen Raum Es ist gerade ein anderer regnerischer Sonntags-Nachmittag Ich vergeude meine Zeit, ich erhielt nichts zu tun Ich hänge herum, ich warte Sie Aber nichts geschieht überhaupt - und ich wundere mich Ich fahre herum in mein Auto Ich fahre, um zu fasten, ich fahre zu weit Ich möchte meinen Gesichtspunkt ändern Ich glaube, also einsam, warte ich Sie Aber nichts geschieht überhaupt - und ich wundere mich (Chor) Ich wundere mich, wie, ich warum mich wundere Gestern erklärten Sie mir `Zeitraum der blaue blaue Himmel Und aller, den ich sehen kann, ist gerade ein gelber Zitronebaum, den ich meinen Kopf - auf und ab drehe Ich bin drehend und drehe mich und drehe mich und drehe mich, herum sich drehen und aller, den ich sehen kann, ist gerade ein anderer Zitronebaum singen Sie: Betupfen Sie dadadadab didada… 3.Vers Ich sitze hier, ich verfehle die Energie Ich möchte herausgehen, eine Dusche nehmend Aber es gibt eine schwere Wolke innerhalb meines Kopfes Ich glaube, also müde, setzen Sie sich in Bett Gut geschieht nichts überhaupt - und ich wundere mich (Brücke) Lokalisierung ist nicht für mich gut Lokalisierung, möchte ich nicht auf einem Zitronebaum sitzen 4.Vers Ich trete herum in einen Nachtisch der Freude Baby irgendwie erhalte ich ein anderes Spielzeug Und alles geschieht - und Sie wundern sich (Chor) Ich wundere mich, wie, ich warum mich wundere Gestern erklärten Sie mir `Zeitraum der blaue blaue Himmel Und aller, den ich sehen kann, ist gerade ein anderer Zitronebaum Ich drehe meinen Kopf - auf und ab Ich bin drehend und drehe mich und drehe mich und drehe mich, herum sich drehen und alle, die ich sehen kann bin gerade ein gelber Zitronebaum und ich wundern uns, ich uns wundern Ich wundere mich, wie, ich warum mich wundere Gestern erklärten Sie mir `Zeitraum der blaue, blaue Himmel Und alle, die ich sehen kann Und alle, die ich sehen kann Und aller, den ich sehen kann, ist gerade der gelbe Zitronebaum.

(Babelfisch-Übersetzung)

Herrlich!


Ärgerlich, dass sich ein Wikipedia-Autor zu folgender Aussage verstieg: „Häufig wird ihr Musikstil mit dem der Beatles verglichen, die sie auch selbst als Vorbilder angeben.“ Schlichtweg eine Beleidigung der Beatles, die sich – oder was von ihnen übrig geblieben ist – zwingend dagegen juristisch wehren müssen.

Auch wir müssen uns wehren. Ich bereite schon mal eine Petition vor und pinkle voller Überzeugung an den verfluchten Zitronenbaum.

YZ

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